Proaktivität ist der absolute Erfolgsbooster

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Liane Siebenhaar ist Chief Strategy Officer von Accenture Song in der DACH-Region und Jury-Präsidentin des prestigeträchtigen Effie, des Awards für Kommunikationswirkung. Die zweifache Mutter engagiert sich zudem im Vorstand des Branchenverbandes GWA. Liane Siebenhaar war zuvor unter anderem Strategin bei der Agentur Mother, Director Digital Strategy bei Jung von Matt und Creative Strategy Lead bei Snap bzw. Snapchat. Hier gibt sie ganz konkrete Tipps für die Karriereplanung.

Ich würde gerne etwas anderes behaupten, aber Erfolg bleibt harte Arbeit. Die genialste Person wird ohne das entsprechende Maß an Umsetzungswillen und Soft Skills nicht erfolgreich sein. Und der prominenteste Charakter nicht ohne inhaltliche Brillanz.

Ich habe die vergangenen 15 Jahre an meinem Erfolg gefeilt und das gehört bereits zum ersten von vier Erfolgs-Learnings, die ich teilen möchte.


Learning #1: Wer erfolgreich sein will, muss sich Ziele setzen


Willst du überhaupt erfolgreich sein? Wofür willst du stehen? Was willst du hinterlassen? Ich habe das vor 15 Jahren aus einem Zufall heraus aufgeschrieben. Mein der Esoterik zugeneigter Mitbewohner in Australien hatte mir ein Buch empfohlen: „The Law of Attraction“ von Michael Loisier. Ich hatte darüber gelächelt und hätte es nie gekauft. Doch als es dann in Taiwan zufällig in einer Buchhandlung direkt vor mir stand und mich förmlich anstarrte, habe ich es mitgenommen. Darin finden sich unter anderem Vision–Setting-Aufgaben. Diese habe ich gemacht und mir – so bescheuert, wie es klingt – einfach vorgenommen, die bekannteste Strategin Deutschlands zu werden. Ob es die Organisation des Strategie-Stammtisches war oder die Auslandsstation im Land des Plannings: Ich habe meine Aktivitäten automatisch auf mein Ziel ausgerichtet.

Learning #2: Ohne fachliche Base kein Case


Das A und O für jeden Erfolg ist es, das eigene Fach zu beherrschen. Und mehr! Man braucht einen generellen Plan über alle relevanten Aufgaben und im Idealfall ein bis drei Vertiefungen, die du besser kannst als andere. Das heißt, mach gute Sachen, erarbeite dir deine Fachkenntnisse. Ich habe zum Beispiel Digitalstrategie-Kurse online absolviert, um mich weiterzubilden, habe während eines Start-up-Programms die Basics des Programmierens und SEO gelernt und Toolkurse bei meiner Agentur eingefordert. Ich habe bei Snap Kreation gemacht, produziert und Performance Media gelernt. Es ist wichtig, gute generalistische Kenntnisse zu haben und im Team zusätzlich als Expert*in für ein bis drei besondere Themen gesehen zu werden. In den Anfangsjahren und auch später bedeutet das für die meisten allerdings auch, immer bereit zu sein, über das normale Maß an Antrieb und Commitment hinauszugehen. Das extra bisschen macht den Unterschied. Das heißt aber nicht, dass man keine Balance erzielen kann. Man muss sich diese Zeiten zurückholen, wenn es mal ruhiger ist. In einer Beziehung mit Kindern ist das viel schwieriger umzusetzen. Mein Partner und ich haben darum eine klare Aufteilung und klare Absprachen, dass jeder auch mal im Notfall einspringen muss. Und wir teilen uns generell gleichwertig und 50/50 für Care-Arbeit und Arbeit auf. Wir arbeiten beide 100 %.

Learning #3: Nur wenn du dich selbst kennst, kannst du deine Schwächen ausgleichen


Mentalität und Soft Skills sind Schlüssel zum Erfolg: Kenn dich selbst! Kenn deine Schwächen und Stärken! Lerne, dir deine Schwächen einzugestehen! In manchen Dingen bist du sehr gut – mach mehr davon. In manchen Dingen bist du schlecht – such dir Partnerschaften, in denen das andere übernehmen, die es richtig gut können. Du musst wissen, wie andere dich wahrnehmen, damit du beeinflussen kannst, wie du wahrgenommen werden möchtest. Zum Beispiel sehe ich in diesem Kulturkreis sehr jung aus für meinen Erfahrungsgrad, da ich Halbasiatin bin. Das ist schlecht, weil mir häufig wenig zugetraut wird. Aber gut, weil ich schnell die Erwartungen übertreffe. Ich nenne darum zu Beginn einer Geschäftsbeziehung in Einzelgesprächen häufig proaktiv mein Alter und berichte über meine Agenturstationen und die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Damit fühle ich mich letztendlich wohler und mache auch einen besseren Job.

Learning #4: Proaktivität ist der absolute Erfolgsbooster


Eigentlich supereinfach, dennoch zeigen dies aber nur wenige: Proaktivität und das Denken in Lösungen. Einen sehr großen Mehrwert schaffst du für andere, wenn du nicht in Problemen, sondern in Lösungen denkst und hilfst, diese Lösungen auch zu realisieren. Das heißt, bei der Arbeit Initiativen ins Leben zu rufen, zu networken, eigeninitiativ zum Beispiel einem Fachmedium anzubieten, ein Thought Piece zu schreiben oder aber ein Sharing Event zu organisieren, einen Podcast zu machen. Deine Chef*innen, Partner*innen und Kolleg*innen lieben proaktive Impulse, die für alle einen Mehrwert bringen und gleich umgesetzt werden. Und auch wenn nicht jeder sofort dran glaubt, teste Sachen aus. Mein erstes Live-Video-Format in der Strategie-Community war The Planning Salon auf YouTube und Google Plus 2012. Mein Mentor sagte mir damals, das funktioniere nicht. Zwei Jahre später lobte er mich für meinen Erfolg und den Erfolg des Formats. So ist das manchmal: einfach machen und gucken, was funktioniert und was nicht. Ich habe das übrigens in meiner Freizeit proaktiv und on top gemacht. Meine Regel: Erst der Job, dann das Engagement. Nicht andersherum!


Summa summarum: Erfolg kommt nicht von alleine und ist harte Arbeit. Das ist wahr. Aber auch wahr ist: Mach das, was du liebst, und der Erfolg zieht von alleine nach. Ich habe die Branche und das Thema Strategie immer aus Leidenschaft gewählt, nicht für das Geld oder den Fame. Wenn du deinen Job liebst, fühlt sich Arbeit nicht wie Arbeit an, du machst es besser und bist besser und merkst gar nicht, wenn du mal eine Überstunde für deinen privaten Engagement-Kram machst. So ist es jedenfalls bei mir.