Globale Chancen für deutsche Healthcare-Unternehmen

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Dr. Lara Petersen, Geschäftsführerin der GHA - German Health Alliance, spricht über die Möglichkeiten und Herausforderungen, die deutsche Healthcare-Unternehmen auf internationalen Märkten erwarten. Sie verrät Simeon Atkinson, Geschäftsführer der Agentur Achtung! InnoHealth und Herausgeber des Newsletters Healthcare Innovators, welche Regionen besonders spannend sind und wie die GHA Unternehmen unterstützt, von den USA bis Subsahara-Afrika erfolgreich zu expandieren.

Lara, du bist seit Kurzem Geschäftsführerin der GHA. Glückwunsch! Wie kam es dazu? Wie war dein Weg bis hierher?

Vielen Dank für die Glückwünsche!

Ich arbeite seit Jahren für Verbände im Bereich der Außenwirtschaftsförderung, zuletzt für den Bundesverband der Deutschen Industrie, zu dem die GHA gehört. In der Vergangenheit habe ich sowohl deutsche Unternehmen – nicht nur aus dem Gesundheitsbereich – auf ihrem Weg in neue Märkte begleitet als auch Verbände in Subsahara-Afrika bei ihrer Neuausrichtung unterstützt. Bei der GHA habe ich jetzt die Möglichkeit, alle meine Erfahrungen zu nutzen und einzubringen.

Ursprünglich bin ich Ethnologin mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Entwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Deshalb freue ich mich besonders, jetzt Teil der GHA zu sein und mich mit dem so wichtigen Thema Gesundheit zu beschäftigen.

Was genau macht die GHA für Healthcare-Unternehmen aus Deutschland?


Neben der politischen Interessenvertretung für internationale Gesundheitsthemen bieten wir unseren Mitgliedern ein großes Netzwerk aus Unternehmen, NGOs sowie zahlreichen nationalen und internationalen Organisationen, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Außerdem bieten wir den Unternehmen Marktinformationen und unterstützen sie gezielt bei ihren Aktivitäten im Ausland, auch in Form von gemeinsamen Messeauftritten bei der Medica und der Arab Health.

Wir haben Arbeitsgruppen für verschiedene Regionen, wie beispielsweise Asien, Osteuropa, MENA, Afrika oder Lateinamerika. Teilweise arbeiten wir hier mit Partnerverbänden zusammen, um noch mehr Austausch zu ermöglichen. Als Mitglied in einer Gruppe können die Unternehmen sich direkt mit anderen austauschen, die in der Region bereits Erfahrungen gesammelt haben.

Außerdem organisieren wir für unsere Mitglieder Konferenzen, Fachtagungen, Webinare, Delegationsreisen und Gespräche mit hochrangigen Delegationen, die uns besuchen und unsere Mitglieder treffen wollen. Und nicht zuletzt kommt es immer wieder vor, dass wir bei Delegationsreisen von Politiker*innen gebeten werden, Vorschläge einzureichen, welche Unternehmen sie mitnehmen sollten.

Welche Länder, welche Regionen sind aktuell besonders spannend für Healthcare-Unternehmen, die international expandieren möchten?


Die USA bieten als weltweit größter Gesundheitsmarkt mit hoher Investitionsbereitschaft viel Potenzial. Viele unserer Mitglieder interessieren sich für diesen Markt. Gleichzeitig ist es aber insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen nicht so leicht, dort Fuß zu fassen und sich beispielsweise ein Netzwerk an Distributoren aufzubauen. Wir als GHA haben vor Kurzem eine Arbeitsgruppe Nordamerika ins Leben gerufen, in der sich unsere Mitglieder durch einen intensiven Erfahrungsaustausch gegenseitig unterstützen.

Neben den großen Märkten weltweit gibt es zahlreiche Länder, die für Unternehmen aus der Gesundheitsbranche derzeit sehr interessant sind. Dazu gehören beispielsweise die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort wächst die Nachfrage nach Medizinprodukten und deutsche Unternehmen gehören zu den wichtigsten Lieferanten.

Zu den weniger bekannten Märkten mit viel Potenzial gehören Indien, Malaysia, Nigeria, Brasilien, Mexiko, Kolumbien und Usbekistan. In den letzten Monaten haben sich zudem viele Unternehmen bei uns gemeldet, die sich am Wiederaufbau der Ukraine beteiligen wollen.

Sind größere Länder per se attraktiver?


Nein, nicht unbedingt. In größeren Ländern und Märkten treffen die Unternehmen auf viel mehr Konkurrenz. Je nach Unternehmen kann es deshalb viel interessanter sein, in einem kleineren Land aktiv zu sein – und dort einen viel besseren Zugang zu Kund*innen oder auch politischen Entscheidungsträger*innen zu haben. Einige unserer Mitglieder, die sich auf Subsahara-Afrika konzentrieren, nutzen genau diesen Vorteil aus.

Es gibt ein paar Themen, die dir dabei besonders am Herzen liegen. Welche sind das?


Mir persönlich liegen entwicklungspolitische Themen wie Globale Gesundheit, also der Zugang zu Gesundheitsleistungen für Menschen auch im sogenannten Globalen Süden, sehr am Herzen. Ich freue mich ganz besonders, dass viele unserer Mitgliedsunternehmen bereits Projekte ins Leben gerufen haben, um ihren Beitrag zu leisten. Mehrere unserer Mitglieder haben beispielsweise gemeinsam in Ghana und Senegal einen Studiengang für Medizintechniker ins Leben gerufen, um dem Mangel an Fachpersonal vor Ort entgegenzuwirken.

Der fortschreitende Klimawandel gefährdet zunehmend Lebensräume und hat gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Dafür müssen alle relevanten Akteure – Politik, Unternehmen, NGOs etc. – an einen Tisch kommen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Die GHA kann hier eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig gehört der Gesundheitssektor insgesamt zu den größten Produzenten von CO2. Die GHA hat vor einigen Jahren bereits eine Studie zu Green Hospitals veröffentlicht. Ich würde diesen Ansatz gern weiter ausbauen und gemeinsam mit den Mitgliedern schauen, welche innovativen Ideen wir gemeinsam entwickeln können.

Seit einiger Zeit sind ja nicht nur Unternehmen, sondern auch NGOs in der GHA organisiert. Wofür setzt sich die GHA jenseits von Wirtschaftsinteressen ein?

Wir als GHA – German Health Alliance haben uns zum Ziel gesetzt, dazu beizutragen, Gesundheit für Menschen weltweit zu verbessern. Deshalb unterstützen wir unsere Mitglieder bei der Umsetzung entsprechender Projekte – dazu gehören auch gemeinsame Projekte von NGOs und Unternehmen. Hier freut es mich persönlich ganz besonders, dass wir eine Brücke schlagen können zwischen den NGOs und den Unternehmen, die sich doch häufig sehr kritisch gegenüberstehen.

Aktuell werben wir für das Konzept der Gesundheitspartnerschaften, das wir gemeinsam mit den Verbänden Spectaris und dem Verband Forschender Pharma-Unternehmen entwickelt haben. Dabei geht es darum, gemeinsam mit der Politik und auch der Zivilgesellschaft Ansätze zu entwickeln, um Gesundheitssysteme ganzheitlich durch gezielte, gemeinsam umgesetzte Maßnahmen zu stärken.