"Agentur musst Du wollen!"
„Agentur musst Du wollen!“: Klingt negativ? Ist aber nicht so gemeint. Denn das Agenturleben bietet Anike Niemann, heute Head of Live Communications bei markenzeichen, Freiheiten und fordert Flexibilität, wie sie es mag. Mit 17 war sie als Hostess auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt im Einsatz. Die Autobranche hat sie nie losgelassen. Bei Volvo Car Germany arbeitete sie sich zur Leiterin für Messen und Events hoch. Und ist dann doch auf Agenturseite gewechselt.
Nach deinem Hostessen-Auftritt bei der IAA hast du als Werkstudentin bei einer auf die Autobranche spezialisierten Agentur angefangen – und im Hintergrund gleich an einem aufsehenerregenden Event für Opel mitgearbeitet. Dann bist du noch während des Studiums zu Volvo gegangen und dort zehn Jahre geblieben. Warum Auto – und warum Livekommunikation?
Das Auto hat mich gleich gepackt: Kaum ein Produkt lässt sich so gut vermarkten, die Branche ist hochprofessionell, Geld ist da – Anfang des Jahrtausends noch mehr als heute. Und Auto ist Lifestyle. Das Flair bei der IAA, bei der Formel 1 und bei anderen großen Events ist einzigartig. Deshalb auch Livekommunikation: Nichts ist vollständig kontrollierbar. Kreativität, Improvisationstalent und Nerven aus Stahl sind unverzichtbar. Livekommunikation ist wie ein Haus zu bauen: Alle Gewerke müssen miteinander arbeiten, sich aufeinander verlassen können und auf den Punkt fertig sein. Eine zweite Chance gibt es nicht. Bei Events merken wir hautnah, ob wir das Publikum begeistern.
Bei Volvo hast du dich von der Werkstudentin zur Leiterin für Messen und Events hochgearbeitet. Du warst die jüngste Abteilungsleiterin und als weibliche Führungskraft damals eine Exotin. Klingt nach einer Position mit viel Verantwortung, Gestaltungsfreiheit und Geld. Warum bist du nicht geblieben?
2009 zeichnete sich ab, dass Ford sich von der Marke Volvo trennen würde. Die Budgets für die Livekommunikation schrumpften massiv und die Branche war im Umbruch. Ich habe die Abfindung genommen und bin weitergezogen – wieder zu einer Agentur, die noch im Aufbau war und sich auf Vertriebsmarketing spezialisiert hatte. Für die habe ich den Bereich Livekommunikation aufgebaut. Über dieselbe Agentur bin ich letztlich auch zur markenzeichen Gruppe gekommen – zunächst über eine Kooperation, später bin ich in meiner heutigen Rolle direkt bei markenzeichen angekommen. Der Schritt in die Agentur fiel mir leicht: Bei Volvo haben wir wie in einer internen Agentur als Berater*innen und Dienstleister*innen für die Fachabteilungen gearbeitet, sehr vertriebsorientiert und in enger Kooperation mit dem Handel. Bei vielen Veranstaltungen war keine externe Agentur an Bord, sondern wir haben alles mit den Dienstleistern direkt umgesetzt. Bei anderen haben wir sehr eng mit den Agenturen zusammengearbeitet und diese zum Teil für die Manpower genutzt. Daher rührt übrigens auch meine Liebe für den Vertrieb und das Vertriebsmarketing.
Warum Agentur – und nicht der nächste bequeme, gut bezahlte Konzernjob?
Ich hatte richtig Lust, etwas von Grund auf aufzubauen, statt mich in lange gewachsene Strukturen zu fügen. Agentur musst Du wollen. Die Arbeit verlangt Dienstleistungsmentalität, Spaß am Operativen. Lust darauf, sich immer wieder auf neue Kund*innen und Projekte einzustellen. Ein dickes Fell. Die Arbeit in einer Agentur ist oft dynamischer und abwechslungsreicher. Sie bietet mehr Freiheiten und fordert mehr Flexibilität. Die Arbeit geht nie aus. Wenn es darauf ankommt, ziehen alle an einem Strang, vom Praktikanten bis zur Geschäftsführerin. Und die Agentur muss immer am Puls der Zeit sein, Denkmuster sind nicht so festgefahren wie in vielen Unternehmen. Nicht umsonst wechseln viele Unternehmen regelmäßig die Agenturen: Das bringt frische Impulse! Inzwischen merke ich auch, wie gut es tut, mit vielen jungen Menschen zusammenzuarbeiten – noch ein Pluspunkt für die Agentur. Außerdem ist es spannend, sich immer wieder mit neuen Menschen und Produkten auseinanderzusetzen. Natürlich hat auch ein Unternehmen Vorteile: oft höhere Gehälter, mehr Sicherheit. Geregeltere Arbeitszeiten – als Mutter muss ich mich in der Agentur besonders gut organisieren. Die stärkere emotionale Identifikation mit dem Unternehmen, das ist schon ein zweischneidiges Schwert: Rückschläge werden dramatischer wahrgenommen. In der Agentur macht man leichter den Haken dran, es kommt gleich das nächste Projekt. Schon geht es positiv weiter. Lästig in vielen Unternehmen sind die sehr umfassenden Regularien. Und je nach Unternehmen wird viel Zeit mit Nichtigkeiten vertrödelt. Ich möchte mich nicht mit interner Firmenpolitik beschäftigen, die nichts zur Sache beiträgt, sondern gute Veranstaltungen umsetzen, die das Unternehmen erfolgreicher machen!
Du bist ein Kind der Autobranche. Bei markenzeichen sind die Kunden vielfältiger – Vor- oder Nachteil für dich?
Im Februar 2023 waren wir noch für einen Kunden aus der Autobranche mit mehreren Dutzend Autohändler*innen bei einer Incentive-Reise in Vorderasien, wenige Wochen darauf haben wir für den gleichen Kunden eine Händlertagung mit mehreren Hundert Teilnehmenden organisiert. Im letzten Jahr waren wir auf einer Auto-Roadshow, in den nächsten Monaten sind wir wahrscheinlich wieder unterwegs. Das Auto bleibt mir damit zum Glück erhalten. Dass markenzeichen nicht auf eine Branche spezialisiert ist, bringt viel Abwechslung: Für einen Kunden aus dem Buchhandel haben wir kürzlich sehr erfolgreich einen Nachhaltigkeitsstand bei einer Bildungsmesse inszeniert und bereiten nun einen weiteren großen Messeauftritt vor. Für eine öffentlich-rechtliche Organisation haben wir im Sommer den Auftritt beim Hessentag gestaltet, für den Spätsommer planen wir ein Bürgerfest auf Bundesebene mit. Und über alle Kundenbranchen hinweg mussten wir in der Coronazeit Formate, die bisher immer vor Ort stattgefunden haben, digitalisieren – eine enorme Herausforderung, die wir mit Stress und Spaß gemeistert haben!
Wie hilft dir deine Unternehmenserfahrung, besserer Dienstleister zu sein?
Ich kenne die Unternehmensseite gut und habe Verständnis für die Abläufe – zum Beispiel für lange Freigabeprozesse. Und ich kenne die sehr speziellen Bedürfnisse und Zwänge in der Autobranche: Sowohl Importeure als auch die deutschen Hersteller sind abhängig von der Produktion und komplexen Lieferketten. Häufig verschieben sich Fahrzeugverfügbarkeiten und damit Veranstaltungstermine. Außerdem sind Hersteller und Importeure in einer Art Zwitterrolle: Die gesamte Kommunikation richtet sich nach den Bedürfnissen des Endkunden, egal ob Privat- oder Firmenkunde. Aber der erste Kunde ist der Handel. Wenn die Inhaber und die Verkäufer nicht ans Produkt glauben, verkauft der Hersteller auch keine Fahrzeuge. Umso wichtiger ist die Livekommunikation. Der Vertrieb muss für Marke und Produkt brennen und einen engen Kontakt zum Hersteller haben.
Gibt es für dich einen Weg zurück ins Unternehmen?
Sag niemals nie – aber erst mal: Nein. Ich fühle mich in der Agentur superwohl. Ich mag die Dynamik, die Abwechslung, die Freiheiten, die Anpackmentalität. In ein Unternehmen zu gehen, in dem die Prozesse festgefahren sind, reizt mich nicht. Wenn ich noch einmal in ein Unternehmen gehe, möchte ich von Grund auf etwas aufbauen – zum Beispiel die Livekommunikation.
markenzeichen über sich
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