Die Achtung! Broadcast Gründerin im Interview

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Fragen der Achtung! Vielfalts-Taskforce an Felicia Mutterer (Geschäftsführerin Achtung! Broadcast) zum Thema, was die Unterzeichnung der Charta der Vielfalt für sie als Teil der Achtung! Familie bedeutet. Mutterer hat als Journalistin bereits erfolgreich STRAIGHT gegründet und etabliert – das multimediale Angebot für frauenliebende Frauen, das zunächst in Print erschienen war und heute u. a. als Audible-Original-Podcast-Produktion von sich hören macht.


Felicia, Achtung! hat die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Damit ist die Agenturfamilie zwar nicht automatisch zertifiziert divers, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Was bedeutet die Unterzeichnung für dich als Geschäftsführerin von Achtung! Broadcast?


Es ist ein Zeichen, dass es Achtung! ernst mit dem Thema meint. Das bedeutet, wir lassen uns anhand der Charta der Vielfalt messen und partizipieren am Netzwerk. Wichtig ist neben der Übereinkunft der Werte und der Symbolik, dass wir zeigen: Wir sind ein bewusster Arbeitgeber, denken inklusiv und arbeiten an uns und unserem Mindset. Für mich als Geschäftsführerin ist das natürlich beim Umwerben neuer Kolleg*innen ein absoluter Plusfaktor und auch in der Kommunikation innerhalb des Teams. Wir in Berlin spüren: Egal, wo und wer bei Achtung!, wir stehen alle für die Werte der Vielfalt. Bei Achtung! Broadcast galt das schon vor Unterschriften: Wir schätzen und fördern Unterschiedlichkeiten. Dafür stehe ich allein schon durch meinen Lebensweg.

Wer die Charta unterzeichnet, verschreibt sich der Aufgabe, für mehr Vielfalt in der Arbeitswelt zu sorgen, indem man eine wertschätzende und vorurteilsfreie Umgebung schafft. Mit dem Podcast „Yvonne und Berner“, einem deiner Herzensprojekte, versuchen du und dein Co-Host Jochen Schropp seit bald 60 Episoden, ebenfalls mehr Verständnis zu schaffen und Vorurteilen zu begegnen. Wie gut gelingt euch das?


Das müssten wir jetzt die Hörer*innen fragen. Jochen und mir ist es auf jeden Fall ein Anliegen, in jeder Folge unterhaltsam zu sein und gut recherchierte Fakten zu präsentieren. Außerdem möchten wir mit dem Podcast einen nahbaren Zugang zu ideologisch aufgeladenen Themen schaffen, denken wir beispielsweise ans Gendern in der deutschen Sprache oder Rainbow-Washing. Das wird hoch emotional und oft wenig differenziert diskutiert; wir versuchen, das anders zu machen und Argumenten samt Zwischentönen einen Raum zu geben.

Ihr diskutiert in eurem Podcast eine ganze Bandbreite an Themen, die sich immer wieder um den Kern Vielfalt drehen. Egal, ob Vielfalt im Sport, in der Gesellschaft, aber auch im Marketing, um die Kommunikations-Bubble in die Pflicht zu nehmen. Wie ist da der Stand der Dinge?

Dazu würde ich gerne erst mal zurückblicken. Als mein Team und ich 2014/2015 STRAIGHT (Magazin für frauenliebende Frauen) starteten, tickten die Arbeitswelt und die Marketing- und Kommunikationsabteilungen definitiv noch anders. Wenn ich bei Unternehmen war, musste ich ganz viel erklären, warum Sichtbarkeit und Selbstermächtigung für Frauen wichtig ist, warum ganz generell Minderheiten und damit Diversity zu fördern, ein Wirtschaftsfaktor ist. Das bedeutet unter anderem auch, Ansagen zu verknusen wie: „Eigentlich hätten wir gern mit Ihnen zusammengearbeitet. Aber jetzt habe ich erst begriffen: Sie sind ja gar kein Schwulen-Magazin.“

Heute ist ein Bewusstsein dafür da; das Fremdeln mit dem Thema hat abgenommen. Die Digitalisierung und Social Media beschleunigen den Wandel. Gleichzeitig hat das Verständnis für den Faktor Diversity und das Adressieren von bestimmten Zielgruppen – zumindest mit dem Augenmerk auf die queere Community – zugenommen, auch um Geld zu verdienen. Mittlerweile zeigen vermehrt Unternehmen mit Trucks auf CSDs Flagge oder färben zumindest in den westlichen Staaten ihre Logos auf Social-Media-Plattformen ein. Im Idealfall endet das Ganze bei Unternehmen aber nicht beim Marketing, sondern setzt auch intern bei den Mitarbeitenden und Führungskräften an. Dazu gehören u. a. Sensibilisierungstrainings, Unconscious-Bias-Seminare sowie eine offene Kommunikation über Defizite und Verbesserungspotenziale. Es geht schlicht auch darum, Bewusstsein zu schaffen für Alltägliches wie: Wer heterosexuell ist, outet sich praktisch jeden Tag bei Vorstellungsrunden mit: „Mein Name ist XY, ich bin verheiratet und habe zwei Kinder“, beim Smalltalk über das Wochenende mit der eigenen Familie, beim Verweis auf die Schulferien bei der Urlaubsplanung etc.

Kommen wir noch einmal kurz zurück zur Charta der Vielfalt. Die Tinte ist ja gerade erst getrocknet. Wenn wir die Zukunfts-Felicia im Mai 2023 fragen, was bis zum nächsten Jahr passiert sein soll. Was würde sie sich wünschen?

Dass wir uns inhaltlich und kreativ gemeinsam mit unseren Kund*innen noch viel häufiger mit dem Thema Diversity beschäftigen dürfen.