Der Wunsch, mit anderen etwas zu bewegen
Gabriele Fischer ist Gründerin und Chefredakteurin des Magazins brand eins. Die Vollblutjournalistin begann ihre journalistische Karriere beim „Osterholzer Kreisblatt“. Von 1986 bis 1997 arbeitete sie beim Manager-Magazin, zuletzt als stellvertretende Chefredakteurin. 1999 brachte sie mit ihrem Redaktionsteam die brand eins auf den Markt. Die brand eins AG ist weiterhin eigenständig und gehört zu keinem der großen Verlagshäuser. Im Interview spricht sie über ihre Karriere sowie eigene Stärken und Schwächen.
In welchem Moment deiner Karriere hast du mal gedacht: „Also, wenn ich jetzt ein Mann wäre, dann ...!“?
Ehrlich: nie. Denn die redliche Fortsetzung des Satzes wäre gewesen: „… wäre meine Geschichte als Gründerin eines unabhängigen Wirtschaftsmagazins für Medienjournalisten nicht annähernd so interessant gewesen – und womöglich das ganze Projekt nicht so erfolgreich.“
Du hast in Redaktionen und Verlagen zu Zeiten begonnen, als diese noch deutlich von Männern geprägt waren. Was hat sich geändert, was ist womöglich aber auch geblieben?
Das kann ich nicht sagen, denn ich bin seit 24 Jahren in meinem eigenen Laden und ohne tiefere Einblicke in andere Redaktionen.
Wann hast du erkannt, dass du führen möchtest und das auch kannst?
Ich war immer hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, mit anderen gemeinsam etwas zu bewegen – und der Sehnsucht nach einem unabhängigen Autorenjob. Führen als Job wollte ich eigentlich nie.
Mit welchen Widerständen hast du zu tun gehabt und wie hast du sie überwunden?
Keinen Verlag zu finden, der an unsere Idee glaubte, und dann folgerichtig: kein Geld. Überwunden haben wir es mit viel Glauben an uns selbst, großartigen Unterstützern und glücklichen Zufällen.
Auf welche persönlichen Stärken setzt du und wie setzt du sie ein? Und wie gehst du gleichzeitig mit etwaigen eigenen Schwächen um?
Ich bin nicht so leicht zu frustrieren und liebe es, Probleme zu lösen. Gegen meine Schwächen kämpfe ich so intensiv wie vergeblich an.
Karrieren, Führungsstile, Erfolge von Menschen sind immer wieder Thema in der brand eins. Auf Basis all dieser Geschichten und Beobachtungen: Welches ist da deine Erkenntnis? Gibt es EIN Rezept für persönlichen beruflichen oder unternehmerischen Erfolg, die EINE wichtige Voraussetzung?
Selbstverständlich nicht. Aber wenn man sich die Menschen anschaut, die in Erinnerung bleiben, dann haben sie sich etwas getraut und sind dann ihren Weg gegangen, auch wenn er holprig war. Sich selbst vertrauen ist sicher eine gute Voraussetzung.
Welchen persönlichen Tipp hast du für junge Talente, die womöglich gerade im Journalismus starten?
Wir geben bei brand eins keine Tipps, weil diese immer etwas Überhebliches haben. Aber für angehende Journalist*innen gilt, was für alle gilt: Wenn du es wirklich, wirklich willst, wirst du deinen Weg finden!