Selbstmitgefühl statt Selbstdisziplin
Magdalena Rogl ist eigentlich gelernte Kinderpflegerin, heute aber Managerin bei Microsoft. Neben ihrem Job als Diversity & Inclusion Lead bei Microsoft Deutschland ist „Lena“ Rogl als Speakerin, Moderatorin, in verschiedenen Netzwerken und als Autorin aktiv. Kürzlich ist ihr Buch „MitGefühl“ erschienen. Sie plädiert für mehr Emotionen und Empathie – auch und gerade im Job.
Ich war Mitte zwanzig, als ich meinen Traumjob aufgegeben habe und als Quereinsteigerin in eine für mich komplett neue Arbeitswelt gestartet bin. Eigentlich bin ich Kinderpflegerin und in diesem Beruf gehören Empathie und Emotionen zu den wichtigsten Skills. Aber als ich vor knapp 15 Jahren meinen ersten Job in der „Büroarbeitswelt“ hatte, schien es für mich so, als wären das Eigenschaften, die dort keinen Raum haben sollten. Und als Quereinsteigerin habe ich mich und meine Emotionalität hinterfragt – statt diese Arbeitswelt zu hinterfragen. Ich dachte, ich muss mich eben besser selbst disziplinieren, um in diesem Beruf zu funktionieren. Aber als ich dann meine erste Führungsverantwortung hatte und eine junge Kollegin meinte, „Lena, ich finde, du bist viel zu emotional und das untergräbt deine Autorität“, war für mich klar: Ich kann das nicht akzeptieren. Und ich will das Gegenteil beweisen.
„Emotionen“ und „Arbeit“ sind zwei Begriffe, die für die meisten Menschen immer noch nichts miteinander zu tun haben. Dabei kann uns das Bewusstsein über die eigenen und die Emotionen anderer erfolgreicher und glücklicher machen. Dafür brauchen wir emotionale Intelligenz. In den letzten Jahren habe ich viel darüber recherchiert, gelesen, gesprochen und geschrieben, was Emotionen für uns, unsere Arbeitswelt und unsere Gesellschaft bedeuten, wie direkt Innovation mit Empathie zusammenhängt und warum gerade in Zeiten von künstlicher Intelligenz der EQ viel wichtiger wird als der IQ.
Im Gegensatz zum IQ können wir unseren EQ verbessern und so auch Resilienz entwickeln. Der Mythos, es gäbe eben empathische und weniger empathische Menschen, ist nämlich falsch. Wir können unser Einfühlungsvermögen wie einen Muskel trainieren – und dabei sollten wir zuallererst üben, empathischer mit uns selbst zu sein. Denn Selbstmitgefühl kann uns selbstbewusster und vor allem glücklicher machen als Selbstdisziplin. Wir können die innere kritische Stimme, die uns in unseren Gedanken oft laut und grob begleitet, zum inneren Ratgeber machen. Wir haben die Chance, wirkliches SelbstBEWUSSTsein zu entwickeln und dadurch empathischer mit uns selbst, aber vor allem auch mit unseren Mitmenschen oder Kolleg*innen zu sein.
Ich bin sehr dankbar, dass ich jetzt nicht mehr versuche, mich selbst zu disziplinieren, wenn ich Emotionen spüre – sondern dass ich meine Emotionen nutze, um eine bessere Mitarbeiterin, Kollegin und Managerin zu sein.