Mach dich sichtbar!
Larissa Pohl hat eine steile Karriere in Agenturen gemacht und ist weiter dabei, dies zu tun. Sie war Chief Strategy Officer bei Ogilvy & Mather, wurde dann Vorstand bei Jung von Matt und schließlich CEO von Wunderman Thompson Germany. Im vergangenen Jahr stieg sie zum Europe Lead der für Coca-Cola kreierten internationalen WPP-Agentur Open X auf. Larissa Pohl ist zudem amtierende Präsidentin des GWA, des Verbandes der führenden Agenturen Deutschlands. Sie ist die erste Frau an der Spitze dieses Verbandes. Hier teilt sie Erfahrungen und Tipps mit Blick auf Karriere.
Ich werde häufig gefragt, wie ich meine Karriere geplant habe. Und ob ich von Anfang an wusste, dass ich Karriere machen würde. Die Antwort ist: nein. Wahr aber ist: Ich hatte viel Unterstützung von großartigen Menschen – privat wie beruflich. Und ich hatte ab und an den richtigen Instinkt, das nötige Selbstvertrauen und viel Glück.
Ein paar Dinge habe ich gelernt und versuche sie an dieser Stelle mal zusammenzufassen und zu ein paar Tipps werden zu lassen. Es sind sehr persönliche Ratschläge, die nicht auf jede*n zutreffen müssen. Und ja, ich kann alles belegen, aber das ist hier ja keine Dissertation und mir wurde eine maximale Zeichenzahl mitgegeben 😊.
Hier sind meine sechs konkreten Tipps.
Nutz die Chancen.
Karriere lässt sich nicht am Reißbrett planen. Und gute Chancen biegen häufig dann um die Ecke, wenn es eigentlich grade nicht so richtig zu passen scheint. Und selbst wenn eine Chance reizvoll erscheint, trauen sich gerade Frauen oft nicht, zuzugreifen. Studien zufolge sprechen Frauen 20x häufiger über ihre Schwächen als Männer. Warum eigentlich? Ein neuer Job bedeutet immer neue Aufgaben und Herausforderungen. Das geht jeder und jedem so. Und da passieren auch mal Fehler. Das ist menschlich. Aber sich deshalb einen Job nicht zuzutrauen, wäre ein Fehler. Also: keine falsche Scheu! Trau dich und greif zu!
Vorbereitung ist alles.
Spontanität und Schlagfertigkeit sind tolle Gaben. Ich habe sie leider nicht. Deswegen versuche ich mich immer gut vorzubereiten. Wichtige Meetings, Präsentationen oder Gehaltsgespräche: Ich notiere mir die Punkte, die ich machen möchte, und überlege genau, was zur Diskussion stehen könnte. Das schafft Selbstsicherheit und vermittelt Souveränität. Dein Gegenüber merkt das. Wer sich trotzdem weiter unsicher fühlt, kann Trainings und Coachings in Anspruch nehmen. Ganz im Ernst: Theaterkurse und Kurse zu freiem Reden haben schon vielen geholfen.
Netzwerken.
Netzwerke! Das sagt jede*r. Ich weiß und empfehle das auch. Allerdings meine ich hier nicht die offiziellen Netzwerke und Frauenförderungen, sondern empfehle, ein Netzwerk an Gleichgesinnten zu suchen oder zu schaffen. Ein Netzwerk an Menschen, die einem weiterhelfen und Rat geben, weil sie ähnliche Situationen kennen. Hier Rat und Unterstützung zu suchen, ist keineswegs ein Zeichen von Schwäche. Es ist bereichernd. Netzwerken ist und bleibt wichtig über alles Hierarchiestufen hinweg.
Sichtbar werden.
„Die müssen doch sehen, was für einen guten Job ich mache.“ Nur 25 % der Frauen, die eine Führungsposition wollen, glauben, dass sie sie erreichen. Daraus spricht Selbstzweifel. Dieser Zweifel ist unangebracht. Zudem sind viele Frauen (und manchmal auch Männer) zu zurückhaltend, auf sich, die eigenen Leistungen und Erfolge aufmerksam zu machen. Nur keine Scheu! Wer gesehen werden will, sollte sich bemerkbar machen. Und wer führen will, muss sichtbar werden!
Klare Ansage.
Hätte, wäre, müsste. Der Konjunktiv ist weiblich. Dabei braucht es heute mehr denn je Klarheit. Mach klar, was du erwartest und was du nicht akzeptierst. Unklarheiten und Missverständnisse saugen viel Energie und ermüden. Direktheit und Deutlichkeit sind gefragt. Das meint nicht, unfreundlich, schroff oder rechthaberisch werden zu müssen. Es meint, eine klare Richtung vorzugeben und einzuschlagen. Es meint, Orientierung zu geben und – wichtig! – sachlich zu bleiben.
Bleib dir treu.
Für mich ist dies das Wichtigste. Es gibt so viele Menschen mit den unterschiedlichsten Stärken, Talenten und Fähigkeiten. Werde dir deiner Stärken bewusst. Und steh gleichzeitig zu deinen Schwächen. Kaschier sie nicht. Sie sind ein Teil von dir. Konzentrier dich bei deiner Entwicklung auf deine Stärken. Man kann einiges üben und sich aneignen. Aber Authentizität ist das Wichtigste, und die kommt aus innerem Selbstvertrauen. Ich bin nicht authentisch, wenn ich „witzig“ sein soll in einer Präsentation. Aber ich weiß, dass ich die Inhalte auf meine Art platzieren kann. Du bist du, steh dazu.
Ich hoffe, ich konnte mit diesen kurzen Tipps ein bisschen anregen und zum Nachdenken bringen. Mach(t) was draus!
Larissa