Glück – produziert in Münster

AW V2 3072x1620

Wer Lotto spielt, hofft aufs Glück. Wer einen Lottoschein kauft, tut dies, um sich im Falle des Gewinns Träume zu erfüllen. WestLotto – langjähriger Kunde von Achtung! – sitzt in Münster und ermöglicht diese Träume. Und hilft dabei überdies dem Gemeinwesen in Nordrhein-Westfalen. Denn: 40 Prozent aller Spieleinsätze bei WestLotto fließen an zum Beispiel Sportvereine, karitative Einrichtungen und Kulturbetriebe in NRW. Achtung! CEO Mirko Kaminski befragt Axel Weber, Abteilungsleiter Public Affairs & Unternehmenskommunikation bei WestLotto, zum Thema Glück.


Axel, wie reagieren die Menschen, wenn du zum Beispiel auf Festen oder Geburtstagspartys auf die Frage nach deinem Job antwortest, dass du bei WestLotto arbeitest?

Die Reaktionen sind eigentlich immer gleich. Die Standardfrage ist dann: „Oh, dann kannst du mir wohl die Gewinnzahlen vom kommenden Samstag sagen?“ Darauf hat sich jeder WestLotto-Mitarbeiter schon eine eigene persönliche Routine-Antwort zurechtgelegt. Aber es gibt noch zwei andere Kategorien. Man trifft auf Gewinner – und davon gibt es ja gar nicht so wenig –, die mir dann sagen: „Ich habe schon einmal gewonnen!“ Die erzählen dann zuweilen eine ganz persönliche Geschichte rund um ihren Gewinn. Und dann gibt es die Kategorie der Leute, die sagen: „Ah, ja! WestLotto! Ich weiß, ihr tut viel Gutes!“ Und das freut mich dann!

Nicht so voreilig! Zu diesem Thema kommen wir gleich noch. Zunächst: Was ist denn der Hauptantrieb der Menschen, Lotto zu spielen? Geht es um finanzielle Unabhängigkeit und die Möglichkeit, endlich den Job zu kündigen? Oder um Materielles wie Villa, Jacht und Porsche?

Da bestehen in der öffentlichen Wahrnehmung viele falsche Annahmen. Bei Lotto geht es nämlich – anders als bei allen anderen Glücksspielen – vor allem ums Träumen. Mehr als 90 Prozent der Tipper wissen, dass sie wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich den Jackpot nicht knacken werden. Aber das hindert sie nicht daran, doch zumindest davon zu träumen. Und das bereichert ihren Alltag. Das gibt ihnen ein gutes Gefühl. Genau dafür kaufen sie den Lottoschein. Das ist anders als zum Beispiel bei Roulette. Dort hat man einen Nervenkitzel. Bei uns hingegen geht es wirklich ums Träumen und die Menschen wissen: Es könnte ja durchaus klappen!

Welche Rolle spielt denn beim Spielen die Gewohnheit? Mein Vater zum Beispiel hatte seine festen Zahlen und hat die jede Woche an einem ganz bestimmten Wochentag an einer bestimmten Lotto-Annahmestelle getippt. Ist das Tippen für viele ein festes Ritual?

Was du da über deinen Vater erzählst, ist kein Einzelfall. Tatsächlich ist Lotto ein hoch ritualisiertes Spiel. Allerdings geht es meist weniger um den Wochentag, sondern vor allem um die Zahlen. Die eigenen Tippzahlen sind es ja, die man sich individualisieren kann. Die Menschen stellen eine Verbindung zwischen ihren individuellen Zahlen und ihrem möglichen Glück her. Da geht es zum Beispiel um das Datum des Hochzeitstages oder um die Geburtstage der Kinder. Und manchmal werden Zahlen sogar vererbt. Das sind dann sozusagen die „Familienzahlen“, die schon die Eltern oder sogar schon die Großeltern getippt haben. Diese Glückszahlen der Familie muss man dann natürlich spielen. Immer wieder. Jede Woche. Das ist dann fast schon eine Verpflichtung.

Wenn jemand einen großen Millionengewinn abräumt, dann wird der/die Glückliche von Lotto-Mitarbeitenden besucht und beraten. Wie sind da so die Reaktionen? Was war da mal der größte Glücksgefühl-Ausbruch, den ihr erlebt habt?

Zunächst einmal: Wer glaubt, je höher der Gewinn, desto größer die Freude und das Ausflippen, der irrt. Das ist nämlich nicht der Fall. Das Glücksgefühl der einzelnen Gewinnerin und des einzelnen Gewinners ist vollkommen individuell. Da gibt es kein Schema F. Hinzu kommt: Wenn wir mit den Gewinnern sprechen, dann wissen die meist schon eine Weile, dass sie gewonnen haben. Das heißt: Ganz am Anfang befinden sie sich zunächst in so etwas wie einer Schocksituation. Da existiert dann auch noch ein gewisser Unglaube. Die haben ihre Zahlen schon einmal verglichen, glauben es aber noch nicht so richtig. Was uns Gewinner immer wieder erzählen: Die vergleichen ihre Tippzahlen mit den Gewinnzahlen aus allen möglichen Quellen. Die notieren die Zahlen, die im Fernsehen und im Radio genannt werden, kaufen sich mehrere Zeitungen, um zu prüfen, ob sich nicht womöglich jemand verdruckt hat, und vergleichen ihre Zahlen immer wieder.

Wenn sie dann mit uns ins Gespräch kommen, zeigt sich eher so was wie eine Nervosität, weil sie nicht so richtig wissen, was da auf sie zukommt. Aber natürlich ist auch klar, dass sich alle Gewinner über ihre Millionen wahnsinnig freuen. Ganz tolle und wirklich schöne Geschichten sind für mich die rund um Gewinner, bei denen sich das Anfangsglücksgefühl konserviert hat. Das sind dann meist gar nicht die ganz hohen Gewinne, sondern das sind eher die Gewinner, die schon ganz genau wissen, was sie mit ihrem Gewinn machen wollen. Wenn zum Beispiel eine betagte Gewinnerin 20.000 Euro gewinnt und ihren beiden Enkeln mit je 10.000 Euro für zum Beispiel ein gebrauchtes Auto oder eine tolle Reise etwas richtig Gutes tun will. Da strahlt dann aus diesen Menschen das Glück regelrecht heraus. Dafür muss die Dame dann gar nicht 90 Millionen gewonnen haben.

Nun lass uns doch mal auf Marketing und Kommunikation zu sprechen kommen. Jedes Bundesland hat ja seine eigene Lottogesellschaft. Daher gibt es keine zentrale nationale Marketingabteilung. Es gibt den Deutschen Lotto- und Totoblock. Wie kompliziert ist da die Abstimmung bundesweiter Kampagnen und Kommunikation?

Tatsächlich gibt es nicht die eine zentrale nationale Marketingabteilung. Aber es gibt eine Verabredung der 16 Landeslotteriegesellschaften, dass es für die großen gepoolten Produkte jeweils eine bestimmte Markenausrichtung und einen bestimmten Auftritt gibt. Poolung heißt: Alle Bundesländer werfen ihre Tippscheine für den Mittwoch und für den Samstag in einen großen Topf. Und aus diesem großen Topf wird dann gezogen. Da gilt das Solidarprinzip. Kleinere Bundesländer wie Bremen oder das Saarland würden sonst nie attraktive Jackpotsummen zusammenbekommen.

In dieser beschriebenen Struktur legen wir je eine Gesellschaft fest, die für ein bestimmtes Produkt sogenannter Federführer ist. Und dieser Federführer entwickelt dann Vorschläge zum Beispiel zu Kampagnen, die im Lotto- und Totoblock abgestimmt werden. So kriegen wir für Produkte wie Lotto oder Eurojackpot, für die wir nationale Werbung betreiben, immer einen guten Konsens hin. Allerdings – und da schlägt der Föderalismus erbarmungslos zu – gibt es 16 Landesregierungen und damit auch 16-mal eine Glücksspielaufsicht. Und jede davon sieht die Dinge manchmal anders als andere. Da ist der bayerische Beamte vielleicht anders eingestellt als der schleswig-holsteinische. Und das macht die Abstimmung bundesweiter Kampagnen zuweilen mühsam.

Ihr werbt für Lotto, Rubbellos & Co. Gleichzeitig dürft ihr nicht zu sehr anreizen, denn Spielsucht ist ein Thema. Wie schafft ihr die Balance?

Anders als viele andere Glücksspielanbieter – insbesondere jene aus dem internationalen oder privaten Bereich – empfinden wir es als unsere Aufgabe, uns anzugucken, was die Menschen glücklich machen kann. Darauf richten wir dann unser Spielangebot aus. Das machen wir seit rund 70 Jahren so und das wollen wir auch weiterhin so tun. Wir wissen eines: Die Landeslotteriegesellschaften wirken womöglich nicht so hip wie ein privater, gerade offensiv werbender Online-Casino-Betreiber. Aber dafür ist unser Motto: Mit den Träumen unserer Kunden – und sie erhoffen sich ja, mit Geldgewinnen ihre Träume realisieren zu können – spielt man nicht! Deswegen ist für uns klar, dass wir seriös, sicher und korrekt sein müssen. Und das sind wir! Das heißt auch: Schuster, bleib bei deinen Leisten! Wir haben bestimmte Produkte und die werden sich nicht plötzlich ändern. Die werden nicht plötzlich schräg und bunt, sondern sie bleiben ein von Sicherheit und Seriosität geprägtes Angebot. Darauf ist Verlass!

Die Kund*innen-Zeitschrift von WestLotto heißt „Glück“. Ist Glück euer Themen- und Contentterritorium? Oder ist Glück sogar quasi das eigentliche Produkt?

Eigentlich heißt unser Produkt „Traum“. Wir nennen es nur anders. Wir nennen es „6 aus 49“, wir nennen es „Eurojackpot“, wir nennen es „GlücksSpirale“. Denn eines ist klar: Das persönliche Glück einer jeden Spielerin und eines jeden Spielers, das kann man bei uns ja gar nicht kaufen. Allerdings kann man sich das Los kaufen, um dann davon zu träumen, was man mit dem Gewinn machen würde. Das ist das, was bei uns möglich ist: sich mittels Loskauf erneut in seinen persönlichen Traum hineinzuversetzen.

Im Grunde gibt es ja Gewinner auf zwei Seiten. Da sind die Kunden, die mit Glück etwas gewinnen. Und dann ist da das Gemeinwesen in NRW, das Mittel aus den WestLotto-Umsätzen erhält. Theater, Sportvereine, Museen, karitative Einrichtungen profitieren so vom Lotto – und zwar sicher. Wie funktioniert das? Und warum ist das nicht bekannter?

Das ist deswegen nicht bekannter, weil wir das über viele Jahre gar nicht sagen durften. Aus Gründen der Spielsuchtprävention sollte das nicht thematisiert werden. Ganz wichtig ist noch, an dieser Stelle klarzustellen: Wir reden nicht von den erwirtschafteten Gewinnen. Es ist nicht so, dass von den Gewinnen ein bisschen was abgezwackt wird, um das dann zu spenden. Nein, worum es geht, das ist das gesetzlich vorgeschriebene Lottoprinzip. Und das sieht vor, dass 40 Prozent der Spieleinsätze, also 40 Prozent dessen, was man an der Annahmestelle bezahlt, abgeführt werden müssen. Und damit werden dann gesellschaftliche Träger unterstützt. Beispiele sind AWO, Diakonie, Caritas, Olympia-Museum, DRK, Breiten- und Spitzensport, Behindertensport, Kinder- und Jugendsport, Dombauvereine, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, NRW-Stiftung ... Darf ich mal eben Luft holen? ... Es gibt noch so viele mehr, die von den Lotto-Einnahmen unterstützt werden. Und das ist auch eine Inspiration für die Mitarbeitenden von Lotto. Nicht nur für die in den Zentralen, sondern auch für die Mitarbeitenden jeder einzelnen Lotto-Annahmestelle in Deutschland. Und das sind gute 25.000 Annahmestellen. Alle wissen: Wir arbeiten zusammen für was Gutes. Und da kommen stolze Summen zusammen. In Nordrhein-Westfalen haben wir seit der WestLotto-Gründung 1955 30 Milliarden Euro abgeführt, die solchen Einrichtungen und Trägern zugutegekommen sind. 30 Milliarden Euro! Und nur in NRW! Das macht einen schon ganz schön stolz. Und das macht einen auch glücklich.

Nur eine Annahme: Kann es sein, dass es den einen oder anderen Zeitungsladen oder -kiosk gar nicht mehr gäbe, wenn er nicht seine Lottoumsätze hätte?

Das ist mit Sicherheit so. Wenn man mal einen Tag in so einer Lotto-Annahmestelle arbeitet, dann spürt man das regelrecht, welche Aufgabe und Funktion diese Kioske und Annahmestellen haben. Da geht es nicht nur um das Spielen und den Kauf. Da stehen Menschen hinter der Ladentheke, die man tatsächlich kennt. Man kennt sich, ist vertraut und kann auch mal quatschen. Da gibt es nicht nur ein Lächeln, sondern man kann sich austauschen. Und gerade für viele ältere Menschen ist so eine Lotto-Annahmestelle und ist so ein Kiosk eine ganz, ganz wichtige Institution. Das wird in der modernen, digitalisierten Öffentlichkeit oft unterschätzt.

Und nun persönlich: Was bedeutet für dich Glück? Was macht dich glücklich?

Ich finde, dass Glück nicht gleich Reichtum ist. Damit teile ich übrigens die Meinung vieler Deutscher. Manchmal machen mich Dinge glücklich, die eher die Form des kurzen Moments haben. Der Moment in der Natur, der Moment in der Sonne, der glückliche Moment, den man mit der Familie oder anderen teilen darf. So entsteht bei mir Glücksgefühl. Reichtum kann zwar ein Zustand sein, der einen zufriedener macht, aber das wirkliche Glück kommt aus einem selbst heraus. Das kommt nicht von außen.

Du hast zwar gesagt, dass du Millionen gar nicht brauchen würdest, aber du würdest dich ja wahrscheinlich auch nicht wehren, wenn du sie mal gewinnst. Was würdest du anstellen, wenn du beim Lotto so richtig abräumen würdest? Jetzt ganz ehrlich!

Ich würde auf jeden Fall weiterhin arbeiten. Die Arbeit ist ja ein ganz wichtiger Teil des Lebens. Und das wissen wir auch von den Großgewinnern – alle zwei Tage wird ja in Deutschland jemand Lottomillionär. Die überwiegende Mehrheit dieser Gewinner sagt uns, sie würden erst mal weitermachen wie bisher. Arbeit erfüllt ja bestenfalls, macht vielleicht sogar glücklich, dient aber auf jeden Fall einem gesellschaftlichen Zweck. Ich bin deshalb sicher, dass ich zum einen weiter zur Arbeit gehen würde und zum anderen auch gar nicht viel von dem Geld selbst bräuchte. Mir geht es ja auch so schon nicht schlecht. Wahrscheinlich würde ich eher an meine Kinder, an meine noch nicht geborenen Enkelkinder und auch an die Menschen in meinem nahen Umfeld denken, die Geld brauchen. Ich würde jedenfalls nicht in Saus und Braus leben. Das würde nicht meinem Naturell entsprechen. Das klingt vielleicht langweilig. Aber Glück kann ja vielleicht auch langweilig sein.