Zero Click Search: KI verändert die Spielregeln der Sichtbarkeit

Künstliche Intelligenz verändert nicht nur, wie wir Bilder und Texte erstellen. Sie stellt auch die Spielregeln für digitale Sichtbarkeit auf den Kopf. Für PR, Content- und Online-Marketing wird KI-Relevanz damit zur Querschnittsaufgabe. Daniel Lantelme, Director Content Marketing bei Achtung!, meint: Wer seine Marke künftig in den Antworten von KI-Systemen wiederfinden will, muss jetzt die richtigen Weichen stellen.
Daniel, wie funktioniert das Zusammenspiel von KI und Quellen – und was entscheidet über Sichtbarkeit?
Die meisten KI-Systeme kombinieren ihr trainiertes Modellwissen mit aktuellen Webquellen wie Presseartikeln, Fachbeiträgen oder strukturierten Daten relevanter Online-Plattformen. KI erkennt dabei Bedeutungszusammenhänge zwischen Marken, Produkten oder Personen und bewertet auch die individuelle Relevanz. Sichtbarkeit bedeutet deshalb: als relevante, glaubwürdige Entität im digitalen Wissensnetz zu bestehen – nicht nur mit Keywords, sondern mit klaren Referenzen, belegten Fakten und aktuellen Inhalten.
Wie können Unternehmen prüfen, ob und wie ihre Marke in KI-Antworten vorkommt?
Noch gibt es nur wenige Nutzungsdaten, die Auskunft darüber geben, wann und wie oft mein Unternehmen oder meine Marke im KI-Dialog mit Dritten vorkommt. Deshalb ist es wichtig, die individuell entscheidenden KI-Antworten selbst zu beobachten. Um dies umfassend abbilden zu können, arbeiten wir mit Sichtbarkeits-Analysen, bei denen wir über verschiedene Schnittstellen hinweg maschinell erfassen, wie häufig und in welchem Kontext eine Marke erwähnt wird und welche Quellen dabei genutzt werden.
Ein Vergleich mit Wettbewerbern macht dabei etwa deutlich, wo man bereits gut vertreten ist und wo Sichtbarkeits-Lücken bestehen: Tauchen etwa auf Medien oder Fachblogs auf, bei denen nur Wettbewerber präsent sind? Solche Erkenntnisse lassen sich dann gewinnbringend in die digitale Medienarbeit, in die Content-Planung und in das Community-Management einbringen.
Welche Quellen spielen für KI-Antworten eine besonders wichtige Rolle?
Vor allem etablierte Medien, da sie hohe Glaubwürdigkeit genießen – auch aus Sicht der KI. Mit der eigenen Website und klassischer Keyword-Optimierung allein wird man künftig bei sehr kompetitiven Themen nur schwer durchdringen. Je spezifischer die Fragestellung, desto wertvoller ist jedoch auch stringenter Owned Content. Zudem sollten etwa Wikipedia-Inhalte regelmäßig geprüft werden, da sie bei grundlegenden Fragen oft eine Rolle spielen. Auch Reddit und Plattformen mit hohem Anteil an relevantem User-generated Content fließen mitunter in KI-Antworten ein und werden somit ebenfalls zur Earned-Data-Quelle.
Welche Konsequenzen hat das für die Verbreitung der eigenen Botschaften?
Wir erleben einen klaren Trend zur Zero Click Search: KI beantwortet immer mehr Fragen direkt, ohne dass Nutzer*innen Websites besuchen. Für Marketer und Website-Verantwortliche, die lange auf organischen Traffic gesetzt haben, ist das eine Zäsur. Gleichzeitig bleiben aktuelle, verlässliche und gut strukturierte Content-Quellen auch für KI unverzichtbar. SEO-Kompetenzen bleiben dabei wichtig – wirken aber vor allem im nahtlosen Zusammenspiel mit PR und Community Management.
Wie sieht ein Text aus, der für KI optimal verwertbar ist?
Entscheidend ist Zitierfähigkeit. Je konkreter und faktenreicher ein Inhalt ist, desto besser kann er eingeordnet und bewertet werden. Glaubwürdige Referenzen und Expert*innen stärken zusätzlich das Vertrauen. Eine Website sollte natürlich auch weiterhin visuell überzeugen, aber der Verwertungsweg „KI-Search“ sollte mitgedacht werden, um langfristig relevant zu bleiben.
Die Entwicklung ist rasant. Welche weiteren Veränderungen erwartest du?
Advertising wird in der KI-Umgebung früher oder später ebenfalls eine Rolle spielen. Erste Tests für native Produkt-Integrationen laufen bereits. Damit werden neue Formen des Targetings entstehen, die personalisierte Werbung nochmals verändern. Zugleich entstehen auch bei Nutzer*innen personalisierte KI-Assistenten, die neue Kontaktpunkte eröffnen. Allerdings: Tools und Standards sind aktuell noch unreif. Wichtiger ist zunächst, Wissen aufzubauen und eine gute Ausgangsposition zu sichern – während sich die Technologie weiter rasant entwickelt.