Nehmt nur den Job, der motiviert und herausfordert!

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Ihre Karriere war nicht immer geradlinig oder von langer Hand geplant. Aber der eine oder andere Schritt zur Seite war für Susanne Harring dennoch immer eine lohnende Extrameile. Seit Anfang 2021 hat sie die Position der Geschäftsführerin der De’Longhi Deutschland GmbH inne, nachdem sie bereits zwei Jahre im Unternehmen als Commercial Director die Vertriebsaktivitäten führte und davor viele Jahre bei Philips in Hamburg u. a. als Commercial Director Consumer Lighting DACH tätig war.


Mit 42 Geschäftsführerin der deutschen Niederlassung eines italienischen Familienunternehmens zu sein, stand zu Schulzeiten sicher nicht als Berufswunsch in den „Meine Freunde“-Alben. Mit Kunst und Italienisch im Abitur habe ich mich eher im Bereich Design in Mailand oder Florenz gesehen. Nun ja, Italien ist es dann irgendwie doch geworden und heute bin ich stolz darauf, DeʼLonghi Deutschland zu leiten. Warum das interessant ist? Weil Karriere sich nicht planen lässt. Schon als Trainee bei einem großen niederländischen Konzern musste ich den – in meinen Augen – ersten herben Rückschlag hinnehmen: Hatte ich mich doch für Marketing im Bereich TV beworben und ganz sicher nicht für B2B-Vertrieb professioneller Leuchtmittel. Doch genau da war ich gelandet. Statt etwas Neues zu suchen, habe ich die Herausforderung angenommen und als damals einzige Frau im Vertrieb mein Talent und auch die Nische erkannt, die sich für mich bot. Ich habe viel Erfahrung gesammelt und bin schnell die klassische Karriereleiter vom Junior-Key-Account-Manager zum Senior-Key-Account-Manager hochgeklettert.

Erkenntnis: Es lohnt sich also, Neues auszuprobieren, keine allzu feste Vorstellung von der eigenen Karriereplanung zu haben und sich von stereotypen Wegen zu lösen.


Allerdings saß ich danach fest. Der nächste logische Schritt der Bilderbuchkarriereplanung war jetzt der Schritt ins Marketing. Doch schon nach sechs Monaten war klar, dass nicht nur der Kundenkontakt mir fehlt, sondern auch das gesamte Umfeld nicht zu mir passt. Ich bin dann nach Amsterdam gegangen, in den Bereich D2C (Direct-to-Consumer). Auf dem Papier ein Sidestep, aber inhaltlich ein absoluter Gewinn. Nicht nur, dass mein ungeschliffenes Schulenglisch in vier Jahren Amsterdam ordentlich aufgemöbelt wurde – bis heute prägt ein dezenter holländischer Akzent mein Englisch –, sondern das ganze Thema E-Commerce und Direct-to-Consumer war hoch spannend! Agiles Arbeiten war unsere DNA und das Team an Innovationskraft kaum zu überbieten. Ohne dieses vermeintliche Abweichen von meinem Karrierepfad wären viele Türen in meiner weiteren Laufbahn gar nicht aufgegangen.

Erkenntnis: Manchmal hilft ein Perspektivenwechsel – ein Branchenwechsel, aber auch der Wechsel in ein anderes Unternehmen –, wenn man glaubt, auf der Stelle zu treten, oder wenn man einfach den eigenen Horizont erweitern will.


Mein letztes Learning betrifft die Frauenquote. Ich selbst habe lange genug geglaubt, dass sich junge (weibliche) Talente schon durchsetzen würden, wenn genügend von ihnen nachrücken. Schließlich ging bei mir ja auch immer irgendwie eine Tür auf. „Wozu also eine Quote?“, dachte ich mir. Mittlerweile habe ich meine Ansichten aber geändert: Das Schaffen von Diversität fängt immer ganz oben an. Ein diverses Führungsteam fördert diverse Teams und damit eine diverse Belegschaft. Daher gibt es aus meiner Sicht keinen anderen Weg, als verpflichtend divers zu besetzen. Natürlich müssen Qualifikation und Kompetenzen stimmen, das steht außer Frage. Als Geschäftsführerin liegt es an mir, mein Führungsteam möglichst divers zu besetzen, um eine bunte Kultur und ein vielschichtiges Team aufzustellen. Dauert so eine Besetzung länger? Ja. Ist es unmöglich? Natürlich nicht! Dabei hilft es im Übrigen, wenn der Auswahlprozess nicht nur durch rein männlich oder rein weiblich besetzte Teams erfolgt.

Abschließend empfehle ich allen jungen Talenten, stets offen zu sein für Neues, neugierig zu bleiben und nur einen Job zu übernehmen, wenn er motiviert und herausfordert – dann aber auch 100 Prozent zu geben.

Und ganz wichtig: Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, denn Spaß machen muss es auch!